Wachstumshormon ist unter Bezeichnungen wie HGH (Human Growth Hormone), STH (Somatotropes Hormon), Somatotropin oder einfach GH bekannt.
In den Medien wurde es zum Anti-Age-Hormon deklariert. Dem Wachstumshormon muss tatsächlich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: Es hat mit Sicherheit eine Sonderstellung in unserem Stoffwechsel. Vereinfacht zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Wachstumshormon den Muskelaufbau und den Fettabbau (Lipolyse) fördert, und für die Zellregeneration mitverantwortlich ist. Es ist auf drei wichtigen Ebenen unseres Körpers wirksam.
Wachstumshormone werden vom Hypophysenvorderlappen produziert. Dieser besteht fast zur Hälfte (45 %), aus somatotropen – den Körper beeinflussende – Zellen. Diese Tatsache allein verweist auf den hohen Stellenwert dieser Hormone. Ein Wachstumshormon besteht aus 191 Aminosäuren und wird über Impulse, über den ganzen Tag verteilt, ausgeschüttet.
Diese Episoden sind teilweise an den Schlaf gebunden, denn die Anzahl und die Amplitude (Spitzenwert) der Hormonausschüttung nehmen in den Tiefschlafphasen zu. Die Ausschüttung des Wachstumshormons ist an den Tag-Nacht-Rhythmus gekoppelt und wird durch die Nahrungsaufnahme, Stress, Körperbelastung und Hungergefühle mitbeeinflusst.
Dies alles verändert sich im Zuge der körperlichen Entwicklung, in der Jugend und mit zunehmendem Alter. Da Wachstumshormone täglich in Impulsen (etwa 9 bis 10 Mal / 24 Std.) freigesetzt werden, kann man durch eine einmalige Blutuntersuchung nur beschränkte Informationen über die tatsächliche Wachstumshormonausschüttung erhalten. Aus diesem Grund ist die einzig sinnvolle Laboruntersuchung in Bezug auf das Wachstumshormon die Bestimmung des stabilen und repräsentativen Wertes IGF-1 (Insulin like growth factor -1).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die körpereigene Wachstumshormonproduktion selbst zu beeinflussen. Gesunder Schlaf (ein Grund, warum Kinder immer ausreichend Schlaf genießen sollten), Sport und Unterzuckerzustände fördern die Wachstumshormonproduktion..
Die Wachstumshormon-Absonderung wird entscheidend von der Ernährung, dem Körpergewicht und der körperlichen Betätigung reguliert. Bei Menschen mit Übergewicht sind die Reaktionen des Wachstumshormons oft gestört.
Wachstumshormone verstärken über bestimmte Rezeptoren in den Fettzellen den Fettabbau und mobilisieren so die Fettsäuren aus den Depots, den so genannten Fettpölsterchen. Der körpereigene Wachstumshormon-Abfall beginnt zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr. Dieser Prozess geht bei Männern rascher vonstatten als bei Frauen. Im Alter erfolgt eine typische Umverteilung zwischen Fettzellen und Muskulatur. Als Ursache dafür kann unter anderem ein Wachstumshormon-Mangel gelten. Dabei spielt das Bauchfett eine entscheidende Rolle.
Der Wachstumshormon-Mangel des Erwachsenen ist seit etwa 15 Jahren ein definiertes und anerkanntes klinisches Krankheitsbild. Zum Wachstumshormon-Mangel-Syndrom zählen die zentrale Fettsucht, Dyslipidämie (nachteilige Veränderungen der Blutfette), Hypertonie (Bluthochdruck), die Abnahme der Muskelmasse, der Verlust an Knochendichte, die Abnahme der Lungen- und Herzleistung, und die daraus resultierende Einschränkung der Lebensqualität. Der Wachstumshormon-Mangel kann sich auch durch chronische Abgeschlagenheit, Libidoverlust, verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und durch eine beschleunigte Hautalterung zeigen.
Bei einem manifesten Wachstumshormonmangel bringt eine Therapie durch medikamentöse Verabreichung des Hormons in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Beschwerden.
Übergewicht ist mit einer Vielzahl endokriner (hormoneller) und metabolischer (stoffwechselbezogener) Störungen in Verbindung zu bringen. Hierzu gehören unter anderem die Insulinresistenz und ein Mangel an Wachstumshormonen. Unter einer Insulinresistenz versteht man das fehlende Ansprechen der Zielzellen auf das Insulin.
Die genaue Rolle des Wachstumshormons ist in Fällen von Übergewicht teilweise noch unklar. Dennoch konnte in Untersuchungen gezeigt werden, dass die Verabreichung von Wachstumshormonen einen positiven Effekt auf die Lipolyse (Fettabbau) hat, und somit auch auf den Gesamtkörperfettgehalt von Patienten mit einem Wachstumshormon-Mangel. Am stärksten davon betroffen ist das Organfett, und das gesundheitsgefährdende Bauchfett.
Neben der Stammfettsucht kann ein Wachstumshormon-Mangel auch zu zahlreichen weiteren Stoffwechselstörungen, wie etwa einer Störung im Fettstoffwechsel, führen.
Das Wachstumshormon hat neben dem Größenwachstum im Kindes- und Jugendalter, und den oben genannten Funktionen, auch die Aufgabe der „Nahrungsaufteilung“. Wachstumshormone reduzieren die Ansammlung von Nahrungsfetten (Triglyzeriden) in Fettzellen durch die Hemmung des Enzyms Lipoprotein-Lipase. Sie fördern auf diesem Weg den Fettabbau, um die Verwertung freier Fettsäuren (Oxidation) zu verbessern.
Bei der fettabbauenden Wirkung des Wachstumshormons zeigen sich körperregionale Unterschiede. Das gefährliche Bauchfett, das durch das Wachstumshormon in die Peripherie transportiert wird, wird in Summe stärker abgebaut als das Unterhautfett.
Das Wachstumshormon hat neben seinen bekannten anabolen, d.h. Körpersubstanz aufbauenden, auch den Blutzuckerspiegel erhöhende Eigenschaften. Der Blutzuckerspiegel wird zum einen durch die Steigerung der körpereigenen Glukoseproduktion, bei gleichzeitiger Hemmung der Glukoseaufnahme aus dem Blut in die Zellen, zum anderen durch die Anregung des Proteinstoffwechsels angehoben.
Die meisten Auswirkungen des Wachstumshormons werden von verschiedenen Mediatoren übermittelt, unter denen das IGF-1 (Insulin like growth factor-1) eine besondere Rolle spielt. Das Wachstumshormon bewirkt die IGF-1-Produktion in der Leber. Sie lässt die Werte im Blut ansteigen. Liegen hohe Werte dieses Stoffwechselvermittlers (Mediators) im Körper vor, kann man davon ausgehen, dass sich genug Wachstumshormone in unserem Blut befinden: Ohne Wachstumshormone kein IGF-1.
Die Ausnahme bildet der Fettstoffwechsel, an dem der IGF-1 als Mediator nicht beteiligt ist.
Die Rolle des Wachstumshormons ist sehr komplex und wird in der Literatur immer wieder kontrovers diskutiert. Man weiß, dass ein Wachstumshormon-Mangel zu übermäßigem Körperstammfett führen kann. Umgekehrt kann ein Übermaß an Körperfett, vor allem im Bereich der Bauchorgane (viszerales Fett), in weiterer Folge für einen niedrigen Wachstumshormon-Blutspiegel verantwortlich sein. Beide Möglichkeiten zeigen sich anhand der Werte des IGF-1. Bei einem stark verringerten IGF-1-Wert muss man von einem primären (einem ursprünglich vorliegenden) Wachstumshormon-Mangel, ausgehen. Bei Übergewicht kann das IGF-1 paradoxerweise normal, erhöht oder auch wenig verringert im Blut vorliegen.
Niedrige Wachstumshormon-Spiegel normalisieren sich in der Regel wieder, sobald Übergewicht reduziert wird. Eine Tatsache, die als Zeichen eines sekundären, also, eines durch Übergewicht verursachten, Wachstumshormon-Mangels zu deuten ist.
Wer seine Wachstumshormonwerte wieder auf Vordermann bringen will, ist bestens beraten, ein paar Kilo abzunehmen. Ein Bonuseffekt stellt sich ein, wenn Bauchfett (abdominales Fett) verloren geht. Damit verbessert sich auch die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins, und die Fähigkeit, hohe Blutzuckerwerte regulieren zu können.
Studien haben ergeben, dass die zusätzliche Verabreichung von Wachstumshormonen in Kombination mit einer Diät nicht wirkungsvoller ist, als die Diät alleine. Der Einsatz von Wachstumshormonen im Vergleich zu einem Placebopräparat brachte hingegen bessere Ergebnisse: In zahlreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Gabe von Wachstumshormon-Injektionen bei einem bestehenden Mangel zu einer Normalisierung der Körperzusammensetzung führt.
Werden Wachstumshormone nicht kontrolliert eingesetzt, kann es zu einer Verschlechterung der Stoffwechsellage, zu Flüssigkeitseinlagerungen und zu Gelenksschmerzen kommen. Dabei kann die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins verloren gehen (Insulinresistenz) oder sich eine bereits bestehende Insulinresistenz verschlechtern. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die Werte der Blutfette ansteigen, und jene des guten Cholesterins (HDL) abfallen.
Die Summe der Studienergebnisse deutet klar darauf hin, dass Patienten ohne Wachstumshormonmangel von einer zusätzlichen Wachstumshormon-Gabe nicht profitieren würden. Niedrige Wachstumshormon-Spiegel sind somit eine Konsequenz und nicht die Ursache von Übergewicht (Obesity Research 2003).
Zu den Aufgaben des Hormons Somatostatin zählt auch die Unterdrückung unserer Wachstumshormonproduktion. Dem kann entgegengewirkt werden. Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die tägliche Einnahme von 3 bis 6 g der Aminosäure L-Arginin die Ausschüttung dieses Hormons unterdrücken kann. Dies führt möglicherweise zu einer Unterstützung der körpereigenen Wachstumshormonproduktion. L-Arginin sollte unmittelbar nach sportlicher Betätigung eingenommen werden.
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