Am Beispiel der 47. Jährigen Irina Beller wurde Dr. Johannes Seidel über die Wahrscheinlichkeit und Risiken einer späten Schwangerschaft ab etwa 40 Jahren befragt.
Der gesamte Beitrag von Katja Richard im Blick kann hier online gelesen werden.
Dr. Johannes Seidel: Das würde ich keiner Frau empfehlen. Denn das Risiko für eine Fehlgeburt ist sehr hoch, in diesem frühen Stadium und dem Alter sicher bei über 50 Prozent. Darum teilt man eine Schwangerschaft auch erst nach dem dritten Monat mit. Und der Babybauch, den Frau Beller zeigt, den gibt es in diesem Stadium noch nicht. Typisch sind allenfalls Blähungen, hormonelle Veränderungen und das Spannen der Brüste.
Ich kann kaum glauben, dass das eine spontane Schwangerschaft ist. Die Wahrscheinlichkeit für Frauen ab 45 Jahren liegt zwischen zwei und drei Prozent. In meiner Praxis hatte ich bis jetzt eine 46-Jährige, die auf natürliche Weise schwanger geworden ist und das Kind gesund zur Welt gebracht hat. Das Problem ist auch, dass die Qualität der Eizellen im Alter abnimmt und die Anfälligkeit für chromosomale Störungen steigt. Darum ist das Risiko, den Fötus in den ersten Wochen zu verlieren, so groß. Oder es kann zu Fehlbildungen und Trisomie kommen. Die meisten Frauen ab 45 werden mit der Eizellenspende schwanger, diese wird mit den Zellen des Vaters befruchtet.
Das empfehle ich jeder Frau. In der achten bis elften Woche klärt ein nicht invasiver NPT-Test, ob es eine Chromosomenstörung gibt. Daraufhin kann man entscheiden, ob eine Fruchtwasseruntersuchung notwendig ist. Aber nicht nur der Fötus ist höheren Risiken ausgesetzt, auch die Mutter. Das reicht von einer Schwangerschaftsvergiftung bis zu -diabetes.
Der trägt kein Risiko, außer, dass er schon fast 90 ist, wenn sein Kind erwachsen ist. Aber das sind persönliche Entscheidungen. Die Spermienqualität nimmt zwar im Alter ab, ein 70-Jähriger kann aber noch immer Kinder zeugen. Und Trisomie-Störungen hängen vor allem mit der Qualität der weiblichen Eizelle zusammen.
Der Durchschnitt liegt bei über 30 Jahren. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, weil Frauen auch einer Karriere nachgehen oder der passende Partner für die Familiengründung noch nicht gefunden ist. Darum wird das Einfrieren von Zellen für eine spätere Schwangerschaft an Aktualität gewinnen. Wichtig ist das Bewusstsein dafür, dass man für seine Kinder wenigstens noch zwei Jahrzehnte fit bleiben sollte.
Eine gute und engmaschige Überwachung der Schwangerschaft. Und das Glas Champagner weglassen, vor allem in diesem frühen Stadium.
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