Endometriose ist eine chronisch verlaufende Erkrankung, die oft lange Zeit unerkannt bleibt. Um einen schweren Leidensweg von Betroffenen zu vermeiden, ist Aufklärung und eine frühe Diagnose durch Expert:innen auf diesem Gebiet wesentlich.
Der März ist auch heuer wieder „Endometriose Awareness Month". Den Startschuss gab 1993 die Endometriose Association – seitdem machen jährlich globale Initiativen auf das Thema aufmerksam und sensibilisieren die Öffentlichkeit. Das ist wichtig: denn immer noch leiden viele Frauen an extremen Beschwerden rund um ihre Periode und warten oft zu lange auf die Diagnose und dementsprechende Behandlung ihrer Erkrankung. Wie viele Frauen tatsächlich an Endometriose leiden, ist laut Expert:innen schwer einzuschätzen, denn die Dunkelziffer ist hoch – vom ersten Auftreten der Symptome bis zur endgültigen Diagnose vergehen schätzungsweise 10 Jahre.
Nicht selten ist es für Frauen schwierig zu beurteilen, ob ihre Schmerzen noch „normal“ oder schon außergewöhnlich stark sind. Oft wurden und werden Frauen aufgrund ihrer Beschwerden während der Periode nicht ernst genommen und die Schmerzen als einfache Regel-Begleiterscheinungen abgetan. Dabei lohnt es sich, diesen Symptomen auf den Grund zu gehen, denn bei bis zu 50% der Betroffenen ist die Ursache Endometriose.
Endometriose ist eine prinzipiell gutartige Erkrankung, die allerdings bei Betroffenen zu starken zyklusabhängigen Schmerzzuständen führen kann. Hierbei treten Gebärmutterschleimhaut-artige Zellverbände außerhalb der Gebärmutterhöhle auf.Die Endometriose stellt nach der Bildung von Gebärmuttermyomen die zweithäufigste, gutartige gynäkologische Erkrankung im gebärfähigen Alter dar. Die Ursachen für ihre Entstehung sind noch nicht gänzlich geklärt. Mitunter vermuten ExpertInnen:
Wachstum von Endometriosegewebe durch Zellansiedelungen welche im Rahmen der embryonalen Entwicklung entstehen.
Störung des Immunsystems, wodurch der Körper die Endometriumzellen nicht erkennt und daher auch nicht an ihrer Ansiedelung hindert.
Neuere Theorien gehen davon aus, dass die Erkrankung von vielen Faktoren (hormonellen,
genetischen und immunologischen) in ihrer Entstehung beeinflusst wird.
Die Erkrankung äußert sich üblicherweise durch zyklische Schmerzen, die von chronischen Unterbauchschmerzen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin Beschwerden beim Urinieren oder der Darmentleerung reichen können. Endometrioseherde können im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, des Darmes, der Harnblase, sowie außerhalb des Becken- oder Bauchraumes auftreten. Das schleimhaut-ähnliche Gewebe des Endometriums verhält sich außerhalb der Gebärmutter quasi gleich wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter. Das bedeutet, dass das Gewebe unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone wächst und blutet. Prinzipiell kann das Endometrium an jeder Stelle im Körper wachsen.
Typisch für Endometriose-assoziierten chronischen Unterbauchschmerz ist das vom Zyklus abhängige Auftreten der Beschwerden und die Verbesserung dieser durch hormonelle Therapien, wie z.B. die Einnahme der Anti-Baby-Pille. So kann es etwa vorkommen, dass Frauen mit Endometriose, die in jungen Jahren die Anti-Baby-Pille nehmen, lange Zeit keine Beschwerden haben, diese aber nach Absetzen wieder auftreten.
Bei Endometriose ist es schwer möglich, von der Schmerzintensität auf den Ausprägungsgrad zu schließen – kleine Herde können starke Schmerzen hervorrufen, große können ebenso ein Zufallsbefund sein, da nicht alle Patientinnen mit Endometriose Symptome aufweisen. Nicht selten dauert es mehrere Jahre, bis Betroffene die korrekte Diagnose erhalten, weshalb man das Krankheitsbild bei andauernden Schmerzen im Unterbauch unbedingt im Hinterkopf behalten sollte. Auch bei dem ungewöhnlich langen Ausbleiben einer Schwangerschaft sollte eine Endometriose als mögliche Ursache in Erwägung gezogen werden.
Es gibt unterschiedliche Untersuchungsmethoden, um Endometrioseherde zu erkennen. Eine Ultraschalluntersuchung durch einen erfahrenen Untersucher kann in den allermeisten Fällen bereits wegweisend sein bzw. zur richtigen Diagnose führen. Der „Gold Standard“ Test als auch Therapie ist die Bauchspiegelung unter Vollnarkose – hierbei werden Herde entfernt und durch mikroskopische Untersuchung die Erkrankung bestätigt.
Das Behandlungskonzept richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Frau. Entscheidungsfaktoren sind u.a. Alter, Familienplanung, Schweregrad sowie subjektive Beeinträchtigung.
Hormontherapie: Eindämmung – hierfür stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung
Chirurgische Sanierung: Entfernung aller sichtbaren Herde und Lösung aller Verwachsungen
Medikamente zur Symptom-Bekämpfung, z.B. Schmerzmittel zur Schmerzlinderung
Neben schulmedizinischen Behandlungsformen gibt es auch die Möglichkeit, komplementärmedizinische Therapien wie Akupunktur (zur Schmerzlinderung) auszuprobieren. In schweren Fällen, bei denen die chronischen Schmerzzustände zur starken psychischen Belastung werden, ist eine zusätzliche psychologische Betreuung oder Psychotherapie anzuraten.
Prinzipiell sollte jede Frau, für die die monatliche Regelblutung und die damit einhergehenden Schmerzen zur körperlichen und/oder psychischen Belastung werden, einen Arzt/die Ärztin mit entsprechender Expertise auf dem Gebiet der Endometriosebehandlung aufsuchen. Wichtig ist hierbei, dass Frauen (und Mädchen von Anfang an) vermittelt wird, dass sie diese Schmerzen nicht „ertragen“ müssen – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Beschwerden, die in Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus auftreten, effektiv zu lindern – ob mit oder ohne Diagnose Endometriose.
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